Am Freitag, den 25. Mai luden die Jusos Bamberg Land alle interessierten Bürgerinnen und Bürger zu einer Stollenführung in die Bamberger Unterwelt.
Zu Beginn referierte James Thain über die Verwendung der Bamberger Stollen während des 2. Weltkrieges und erläuterte die Situation von Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen in Bamberg.
Ab dem Jahre 1943 mussten Bamberger Betriebe, die kriegswichtige Produkte herstellten ihre Produktion in die als sicher geltenden Stollen auslagern. Einen hundertprozentigen Schutz konnten aber auch die Stollen nicht bieten; so kam es bei vereinzelten Bombenangriffen zu Einstürzen, bei denen Menschen begraben wurden.
Zwangsarbeiter, die in Bamberg ihren Dienst leisten mussten waren meist bei Großbetrieben wie Wieland, Bosch, etc. beschäftigt. Sie waren nach Herkunft bzw. Rasse getrennt, in verschiedenen Lagern über die Bamberger Innenstadt sowie das Umland verteilt untergebracht. Der Einsatz von Zwangsarbeitern und die damit einhergehende Problematik ist den meisten Einwohner heute fast unbekannt.
Zur Entstehung der Stollen und ihrer Verwendung in vorherigen Jahrhunderten konnte der Stollenführer Herr Manfred Müller noch genauer Auskunft geben. Die Stollen im Untergrund des Bamberger Berggebiets dienten seit dem 11. Jahrhundert der Sandsteingewinnung. So entstand nach und nach unter sechs der sieben Hügel Bambergs ein weit verzweigtes Stollensystem mit einer Gesamtlänge von ca. 12 Kilometern. Im 17./18. Jahrhundert begann man mit der lukrativen Lagerung von Nahrungs- und Genussmitteln, wie zum Beispiel Wein und später Bier. Während des 2. Weltkrieges fand die Stollenanlage sowohl für öffentliche, als auch private Schutzzwecke Verwendung.. Sie wurde zur Zufluchtsstätte der Bevölkerung bei Bombenangriffen ausgebaut mit einem Fassungsvermögen von 30.000 Personen.
Seit 1982 wurden die Stollen mit einer Spritzbetonschale ausgefüllt. Durch dieses sog. Torkretierungsverfahren erhielten die Gewölbe eine wesentlich höhere Stabilität und Festigkeit, was ein Betreten nahezu ungefährlich macht. Da diese Hülle aus Beton wasser- und luftundurchlässig ist, herrscht zu jeder Jahreszeit das gleiche Klima, mit einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit und einer je nach Stollentiefe variierenden Temperatur zwischen 5 und 8° Celsius.
Herr Müller sorgte mit unterhaltsamen Kommentaren zu interessanten Fakten dafür, dass der 90 minütige Besuch in Bambergs größtem Gefrierschrank zum Erlebnis für alle Teilnehmenden wurde.
Zum Schluss überreichte Jonas Merzbacher im Namen der Jusos Bamberg Land ihm zum Dank zwei Eintrittskarten zu Swing im Park am 22.Juni 2007und schenkte den teilnehmenden FT-Lesern die Teilnahme an der Führung.